Ein Moment der Dankbarkeit und des Glücks von Jutta
Die Kajak-Tour mit Jeffory begann nicht erst im Ozean. Sie startete schon, als ich die Entscheidung dafür getroffen hatte. Der innere Prozess, die Vorbereitung auch was Versorgung und Equipment betrifft, gehörten da dazu.
Als es klar wurde, an welchem Tag wir rausfuhren, überkamen mich nochmal Ängste und Zweifel: Will ich das wirklich? Was ist, wenn keine Wale da sind? Usw. Es brauchte Zeit, bis sich meine Gedanken wieder beruhigt hatten. Elisabeth half mir dabei, indem sie mir ihre Kajak-Erfahrungen schilderte.
Nun am Abend vor der Tour, nachdem ich allen Proviant und Schnorchelzeug beisammen hatte, legte ich mich nochmal an den Strand des Campingplatzes, wo ich übernachtete. Ich aktivierte alle meine Sinne, ich blickte zu den Sternen hoch, sah wie der volle Mond hinter dem Berg sich hervorhob. Das Rauschen der Wellen klang an meinen Ohren und ich spürte die sanfte Brise des Windes auf meiner Haut. Verbunden mit den Kräften der Natur konnte ich wieder Ruhe und Vertrauen in mir finden.
Am nächsten Morgen brühte ich mir im Vollmondschein noch einen Kaffee, packte meine Sachen und machte mich im wunderbaren Licht des Mondes auf den Weg, um Jeffory zu treffen und gemeinsam in den Norden zum Strand zu fahren, wo wir mit dem Kajak raus wollten. Das Meer lag ruhig vor uns, wie ein See. Es waren kaum Wellen zu sehen. Im Kajak draußen am Ozean war es dann sehr still. Unser Blick schweifte manchmal zurück ans Ufer, auf die Insel. Der Anblick des Mauna Kea erfüllte mich dabei. Dann schwenkte unser Blick wieder aufs Meer, in die Ferne. Es war „nichts“ zu sehen, nur wir und der Ozean, tausende Meilen weit nur Wasser und wir als winzig kleiner Punkt mittendrin. Diese Erfahrung eröffnete einen unglaublich weiten Raum der Stille in mir. Ich spürte Frieden. „Alles, was jetzt dann noch kommt, ist ein Bonus“, dachte ich mir. Ich hatte das Glück, diesen auch zu bekommen. Zwei Wale schwammen an unserem Kajak vorüber, sie schienen neugierig gewesen zu sein. Das Atmen der Wale, wenn sie auftauchten, vermittelte pures Leben und ließ auch meinen Atem tiefer und weiter werden. Eine Ehrfurcht vor diesen sanften Riesen des Ozeans durchfuhr mich. Wir fuhren weiter mit dem Kajak hinaus und hielten Ausschau nach weiterer Walaktivität. Währenddessen erzählte Jeffory Geschichten aus seinem Leben und von Walbegegnungen, die eine zusätzliche wohlige Atmosphäre entstehen ließen. Plötzlich hörten wir am Kajak leise den Gesang eines Wals. Ich rutschte mit Flossen und Schnorchel ins Wasser und hörte deutlicher die Töne. Aus der Ferne fügten sich andere Walgesänge hinzu, sodass es fast wie ein Chor klang. Ich erlaubte mir, mich im Wasser treiben zu lassen mit meinen Ohren unter Wasser und gab mich ganz dem Zauber der Walgesänge hin. Langsam realisierte ich, dass der Gesang lauter wurde und der Wal plötzlich genau unter mir schwamm. Was für ein Moment. Seine Töne drangen wie Vibrationen in jede Zelle meines Körpers. Ich war von Dankbarkeit und Glück überfüllt, diese Sternstunde erleben zu dürfen. Der Wal bewegte sich sanft, langsam und leicht. Die Seitenflossen schienen wie seine Flügel. Seine Präsenz ließ mich unendliche Akzeptanz spüren, hier mit ihm sein zu dürfen. Nachdem wir eine Weile mit ihm waren, kletterten Jeffory und ich wieder aufs Kajak. Lächelnd und ohne Worte sahen wir uns für einen Moment an und ließen sogleich den Blick wieder aufs Wasser schweifen. Ich spürte eine Kraft in mir, die mir das Vertrauen zu schenken schien, alles im Leben meistern zu können.
Die Zeit am Kajak in der unendlichen Weite und Stille des Ozeans war ein unvergessliches, inspirierendes Erlebnis. In herausfordernden Phasen, wenn ich an mir zweifle oder mit Ängsten konfrontiert bin, versuche ich mich mit der Erfahrung zu verbinden und meine Kraft in mir wieder zu spüren. Eine Ressource, die mich ein Leben lang begleiten wird. Danke Elisabeth und Jeffory für das liebevolle Begleiten der Entfaltung dieser.